Jul 27, 2013

BIRCHSCAPES - Komm mit Mir in den BirkenWald

In 2008, my friend Elisabeth Ochsenfeld, a Romanian painter living for many years in Germany, was proposing me to write a text about birches, for the catalogue of the collective international exhibition she was preparing in Timisoara. 
The exhibition, entitled Come With Me Into the Birch Forest - MNEMOSYNING, was opened on January 14 and 15, 2011 in Timisoara Art Museum and in Triade Art Gallery from the same city, respectively and was commented by Horia-Roman Patapievici. Its presentation can be found on the blog Birchscapes/Komm mit Mir in den BirkenWald/Come with me into the Birchforest
 
I recuperate the German version of the text for the catalogue now.
The pictures belong to the artist and are taken from her blog.
 
 
Birkenwälder

Vor ein paar Jahren hat uns Tarkovskis Name zusammengeführt. Eine Weltanschauung, eine Vision über das Schaffen, eine Vision über den Menschen, eine der zeitgenössischen Zivilisation fremde Vertikalität des Geistes aktualisierend. Für viele bleibt Tarkovski eine grosse Wette.

Elisabeth gestand mir, dass sie „etwas“ im Bestrahlungsbereich des Werkes dieses legendären Regisseurs plante. Es war die Zeit der komemorativen Ausstellungen, der grossen Retrospektiven und Monographien. Nichts von deren Gedenk - Stimmung konnte man im kräftigen, persönlich geprägtem Temperament und in der modernen Einstellung der Künstlerin wiederfinden. Ich vermutete also nicht, was es sein würde. Und die Künstler erzählen sehr wenig, sie wollen lieber, dass es nicht offenbart wird.


Die Zeit verging und ich merkte erneut, dass die wahren und wirklich kreativen Annäherungen nicht durch Kopieren oder Verbeugen erfolgen, sondern durch Erkundung und aufeinanderfolgende Umhüllungen in langsamen, konzentrische Spiralen, die zentripetal in Richtung des ursprünglichen Kerns des gesuchten Universums streben.

Elisabeth Ochsenfelds Ansatz ist überhaupt nicht illustrativ. Ihre Ausstellung ist nicht „über“ einen gewissen Regisseur, sie will auch nicht das Kommentar eines bestimmten kreativen Universums sein, sondern, sie versucht eher in ihren Hypostasen, eine bestimmte Befindlichkeit des Geistes zu erfassen. Ein Geisteszustand, eine Anima, ein Teil des tiefen Substrats der slavischen Zivilisation – Teil eines archaischen eurasiatischen Nordens, die ethnischen Grenzen überschreitend,welche wir überrascht, wiedererkennen, getarnt in einige der berühmtesten Kunstwerke der modernen Welt der Künste, in ihrer Öffnung für das Absolute. Eine Dimension des Geistes, metonymisch dargestellt durch einen Symbol – Baum, die Birke, sublimer Ausdruck maximaler Synthese der slavischen und nordeuropäischen Spiritualität. Von Wajdas Birkenwald, durch die neuesten Kreationen des skandinavischen Filmes hindurch, bis zur fast gesamten Filmografie Tarkovskis – damit wir nur die Welt des Films erwähnen – enthüllt die Birke die gleichen hermetischen und sapientialen Tugenden, Dank deren sie in der Folklore bereits berühmt wurde.


Nicht zufällig hat der schlanke Mond – Baum eine ganze Reihe Landschaften – Maler aus der zweiten Hälfte des XIX, Jahrhunderts inspiriert, peredvijniki, von Schischkin und Levitan, bis zu dem Präimpressionisten Arhip I. Kuindji. Alle wollten, in einem gleichen Schwung die nationale Identität durch Kunst definieren, aufgrund der alten folklorischen Quellen, die Topoi und die paradigmatischen Essenzen des russischen Ethnos hervorheben. Und alle malten Birken. Somit, enthüllte sich der Birkenwald als jener sakrale Raum, zu dem alle schöpferischen Phantasien der Künstler hingezogen waren in ihrem (mehr oder weniger programatischen, mehroder weniger bewussten) Ansatz der Identifizierung, auf dem Gebiete des Sichtbaren und des Objektualen, der Emergenz - Matrix der slawischen Seele.

Exponentialer Ausdruck der Reinheit, Zerbrechlichkeit und des Himmlischen, dem stihialen botanischen Areal Bruchstücke von Himmel und Vibration von Paradies einflössend, etabliert sich die Birke als weibliche Fassung des Baumes des Lebens. Der sonnige Birkenwald ist das emblematische Bild des Gartens Gottes. Die heilenden und schützenden Kräfte der Birke (von der nordeuropäischen und nordasiatischen Folklore behalten), sowie auch die Eigenschaft die Seelen der Toten zu erlösen (die von verschiedenen Formen der mündlichen Literatur bezeugt wird), entspringen aus seiner paradiesischen Abstammung. Die Vibrationen des Lichts in seiner Krone erinnern an die evaneszente Berührung des Heiligen Geistes, und seine makellose Rinde ist das visuelle Wahrzeichen der Auferstehung. In den slavischen vorchristlichen Glauben, war der Birkenwald heilig. Es ist kein Zufall, dass der Baum vom christlichen Glauben importiert wurde: zum Fest der Heiligen Dreifaltigkeit und zu Pfingsten, schmücken die Russen ihre Kirchen mit jungen Birkenbäumen und mit Birkenzweigen, um den Beginn des Sommers und die Heiligung der Kreatur durch das Wunder der Auferstehung, zu bezeichnen. In der Pflanzenwelt, ist die Birke als einzige das Bild der Erscheinung des Herrn. 
 
Hier haben wir ein Gebiet des Geistes – das auf der Ebene der Ästhetik zum Sublimen gehört – sehr schwierig für die darstellende Kunst, vor allem unter den Bedingungen einer Abnützung der zeitgenössischen Sensibilität in der Ausübung der Kontemplation, ein Gebiet, das von dem grössten Teil der modernen Kunst zum Vergessen verurteilt wird. Wie nähert sich Elisabeth Ochsenfeld diesem Universum des Unsagbaren? 

Ein kraftvoller Künstler, mit einer geprägten, solaren Persönlichkeit, Empfänger einiger Erfahrungen der Avantgarde des Jetzt, die sich formal am entgegengesetzten Pol des Universums des Diaphanen und der Geheimnisse der Mystik slavischer und orthodoxer Abstammung. Elisabeth Ochsenfeld liebt aber die grossen Herausforderungen. Und ist für sie nicht die erste Herausforderung des „Ostens“. Ohne ihr eigenes stilistische und konzeptuelle Arsenal aufzugeben, passt es die rumänische Künstlerin an das untersuchte Universum an, welches sie, seinerseits, schrittweise, allmählich an sich heranzieht. Das Ergebnis, eine Reihe auferlegter Meditationen, entfaltet sich wie ein Gedicht, aus Strophen und Versen bestehend, zum Thema Baum des Lichts. Ein Gedicht in dem der primäre Instinkt von Vernunft beherrscht ist, die streng Gedanken, Impulse, Gefühle, in variable Rhythmen und Sequenzen ordnet und strukturiert, die die gleiche Anzahl von Fazetten der Beziehung Mensch – Landschaft ergeben. Jede kompositorische Struktur deutet eine Pranayama – Übung an, die die innere Atmung, den Rhythmus des Blickes regelt, um einen gewissen Rahmen des erforschten Universums einzuzeichnen. Um diese ontische Übung zu durchführen, verändert Elisabeth Ochsenfeld die Brennweite des Blickes, beziehungweise den Rahmen, der Teile der Wirklichkeit der Grössen, also auch von verschiedenen Essenzen, erfasst. Der Rahmen fordert den Rhythmus des Empfangs , das Temperament jeder Arbeit, immer eine verschiedene ondulatorische Wahrnehmung der Unantastbarkeit des Lichtes übend.